Ferkel in Niesky

 

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Schon mehrmals sind bestimmt vielen von Euch die langen grauen Züge aufgefallen, die vom Osten unseres Landes, in Richtung Westen fahren. Es sind Kokszüge aus dem Schlesischen Revier mit Ziel Dortmund.

Irgendwann wurde auch meine Neugier sehr groß und ich wollte wissen. wie diese Züge eigentlich von Polen nach Hoyerswerda gelangen. Dabei wurden wir einer interessanten Strecke fündig. die zudem bunten Diesellokeinsatz bietet und noch voller Fotomotive – wie Formsignale Telegrafenmasten steckt.

Wir lernten eine Strecke kennen, die ein ungeahntes hohes Güteraufkommen aufweist und mit den Reisezügen bei der veralteten Sicherungstechnik und eingleisigem Betrieb am Ende der Aufnahmefähigkeit gelangt ist Ein wahres muss ist der Besuch dieser Strecke da hier umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen anstehen, bzw. teils schon durchgeführt worden. Die Elektrifizierung ist hierbei das Größte Projekt, aber auch das teuerste und musste auf Kostengründen erst einmal gedrosselt werden.

Für den Güterverkehr war der Reiseverkehr im Abschnitt Hindernis. Da die Strecke nur eingleisig ist, musste in Horka der Triebwagen jedes Mal in den etwa 1,5 km entfernten Güterbahnhof zum abstellen. Nachdem dann der Güterzug die Trasse passiert hat, konnte der LVT wieder in den Personenbahnhof. Auch in Niesky ging es sehr eng zu und auch hier musste unsere Ferkeltaxe auf die Seite. Allerdings wurde zur Kostenoptimierung hier als erstes der Einmannbetrieb eingeführt.

Kurios ist der Verkehr dennoch, sind Horka und Niesky ja nur 3 km auseinander. dann musste wie oben erwähnt noch in den Güterbahnhof gependelt werden.

Total gepflegt mit Blumenstrauß und Kerzenhalter und einem gemütlichen Sessel, dass war SPNV zwischen Niesky und Horka

Für die Kreisstadt Niesky (Landkreis Niederschlesische Oberlausitz, Sachsens größter Flächenkreis) war die Anbindung an den IR-Halt Horka sehr wichtig, da Görlitz ais nächster Fernzughalt zu weit weg ist und das Angebot in diese Richtung auch nicht viel versprechend war. Dennoch wurde 2002 hier der Reiseverkehr abbestellt und dieser durch Busse ersetzt.

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Kurz nach der Wende sah es für den Grenzübergang Horka eher danach aus, als ob für ihn das letzte Stündlein geschlagen hätte. Ähnlich wie in Görlitz, sanken in Horka die Zahl der Güterzüge auf ein Minimum Man entschied sich schließlich aus Rationalisierungsgründen, den Grenzübergang Görlitz ausschließlich den Personen- und Fernverkehr zu überlassen und Horka für den Güterverkehr aufzuwerten.

Der kleine Rangierbahnhof Horka wurde zwar ausgebaut, behielt aber seinen bescheidenen Charme. Dabei sind Anwohner sehr genervt, da der Bhf. Horka Gbf zwei Bahnübergänge besitzt, die lange Schließzeiten aufweisen. Zur gleichen Zeit verringerte sich der Güterverkehr auf dem Grenzbahnhof Forst zur Tendenz „Null“ und damit hat Horka die gesamte Belastung zu tragen. 

Im Jahr 1997 bestellte die Thyssen Stahl AG ca 5000t Koks täglich und lässt diese von PKP und DB AG transportieren Die eigene und teurere Ruhrkohle kann nicht mal den Standortvorteil für sich verbuchen. Inzwischen beziehen weitere Firmen Koks, Erz und Kohle aus Polen, so dass gut 15000t t Massengüter von Polen nach Deutschland rollen und umgekehrt Leerzüge in Richtung Polen geschickt werden. So werden von Mo-Fr allein 40 ! Güterzüge täglich  auf dieser Strecke gezählt.  Der übrige Güterverkehr ist jedoch auch nicht zu verachten, beschränkt sich aber eher auf die üblichen Werktage.

Die PKP fährt zum großen Teil die Güterzüge mit der urischen ST43, diese wurde aber in den letzten Monaten stärker von SP45 freigemacht – da die 43er bekannt sind für ihren starken Ölverlust. Ab Horka Gbf Übernehmen 232 die Züge bis Hoyerswerda oder Knappenrode. Zum Teil werden Lz Fahrten auch als Vospann oder Schlusslok gefahren, die die Strecke kaum freie Trassen hat.

Auf dem Streckenrest Horka Gbf-Rothenburg fährt noch an „a“ eine Übergabe mit 365 zum dortigen Flughafen. Zwischenzeitlich gab es Pläne beim neuen Zweckverband Oberlausitz, die RB-Linie Niesky-Horka bis Rothenburg zu verlängern, diese sind inzwischen verworfen und man sieht hier den Bus als ausreichenden Ersatz.

Zwischen Niesky und Horka und hätte eigentlich das letzte Görlitzer Ferkel bis zum Fahrplanwechsel am 14.12.02 eigentlich Dienst tun sollen. Aber der Schienenersatzverkehr wurde stattdessen schon eine Woche vorher eingeführt. ( Warum auch immer ).
Wir besuchten Görlitz noch einmal am Freitag (!) den 13. Dezember um zu sehen ob noch Taxis vorhanden sind.
Das letzte einsatzfähige Taxi 772 146 stand abgestellt in der Werkstatt, und harrte auf die Dinge die kommen würden.
Auf dem Siemensgleis standen noch 2 Garnituren in schlechten Zustand abgestellt. Grafitti- beschmiert, mit
zerschlagenen Scheiben und bereits als Ersatzteilspender missbraucht.

Es war 772 015 mit 972 615 und 772 049 mit 972 649.

Das war der Ferkeltaxi-Abschied in Görlitz. (T.Radics/ T.Nitsch (C) 2004)